Adipositas Therapie
Im Wesentlichen unterscheiden wir zwischen vier unterschiedlichen Therapiestrategien. Jede Therapieform hat ihre Vor- und Nachteile und wird von Medizinern manchmal sehr unterschiedlich hinsichtlich Therapieerfolg bzw. Risikopotenzial bewertet.

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Konservative Therapie
Die Ernährungsberatung, die Verhaltens- und Bewegungstherapie gelten als konservative Therapiemethoden. Sicherlich ist es erstrebenswert, zuerst diese therapeutischen Maßnahmen im Kampf gegen die Krankheit Adipositas einzusetzen.
Ernährungsberatung
Kann in Gruppen oder auch in Einzelsitzungen stattfinden. Meist wird mit Hilfe eines so genannten Ernährungstagebuches die aktuelle
Ernährungssituation erfasst. Hier ist es wichtig, dass die Patienten ehrlich und vollständig die konsumierten Lebensmittel und Getränke
protokollieren. Mit Hilfe von Ernährungsberatern wird analysiert, welche falschen Ernährungs- oder Trinkweisen das Körpergewicht
ansteigen lassen. Gemeinsam wird versucht eine ausgewogenere und fettreduzierte Ernährungsweise zu etablieren. In laufenden Gesprächen
werden Fortschritte aber auch Rückschläge besprochen, und es wird nach Strategien gesucht, die alten Ernährungsfehler zu vermeiden und
die erzielten positiven Veränderungen nachhaltig zu etablieren.
Verhaltenstherapie
Meist findet diese Therapieform in Einzelsitzungen statt. Es gibt jedoch auch Therapeuten und Adipositaszentren, die eine Gruppendynamik
als sehr positiv beurteilen und die Verhaltenstherapie auch in Gruppensitzungen stattfinden lassen. Ziel der Therapie ist es,
festzustellen, welche Verhaltensweisen die Gewichtssituation nachteilig beeinflussen und welche Ursachen dieser Handlungsweise zugrunde
liegen. Dann können Verhaltensalternativen entwickelt und umgesetzt werden. Stress und Frust im Büro, der vorher mit „Fressattacken“
kompensiert wurde, kann vielleicht durch sportliche Aktivitäten ausgeglichen werden.
Bewegungstherapie
Körperliche Aktivitäten können das Gewicht reduzieren, aber auch die gesamte gesundheitliche Situation verbessern. Es gibt
unterschiedliche Bewegungsformen, die auch für Adipositaspatienten geeignet sind. Wichtig ist es, dass die Programme Spaß machen und die
betroffenen Patienten nicht überfordern. Hier gibt es vom Yoga, über Wassergymnastik bis hin zum Trampolinspringen eine Vielzahl von
Möglichkeiten.
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Adipositaschirugie
Anfangs war diese Therapieform noch sehr umstritten. Mittlerweile existiert die Möglichkeit, mittels einer Magenverkleinerung oder Veränderung der Darmpassage das Körpergewicht zu reduzieren, seit mehr als 40 Jahren.
Die unterschiedlichen Operationsmethoden sind erst mit Etablierung der so genannten minimalinvasiven
Chirurgie deutlich risikoärmer geworden. Auch wurden die Operationsmethoden immer weiter entwickelt
und ihre Wirksamkeit so deutlich verbessert.
Heute haben sich vier Operationstechniken etabliert:
Der Schlauchmagen ist zurzeit die in Deutschland am häufigsten verwendete OP-Methode und ist im
Wesentlichen eine Magenverkleinerung.
Der Magenbypass wird von vielen Chirurgen aufgrund seiner Wirksamkeit als „Goldstandard“
bezeichnet und kombiniert eine Verringerung der Nahrungsaufnahme mit einer eingeschränkten Fähigkeit des
Darms, Fette und Zucker (aber auch andere Nährstoffe) aufzunehmen.
Der Omega-loop-Magenbypass ist eine spezielle Form der Magenbypass-Operation,
bei der nur eine neue Verbindung (Anastomose) zwischen dem Magenpouch und dem Dünndarm hergestellt wird.
Das Verfahren wird von immer mehr Kliniken in Deutschland eingesetzt. Kritiker bemängeln das Fehlen von
Langzeiterkenntnissen.
Das Magenband, welches jedoch aufgrund einer hohen Komplikationsrate nicht mehr häufig
Verwendung findet.
Die Biliopankreatische Diversion (BPD) bedarf einer sehr engmaschigen Nachsorge,
da das Risiko einer Mangelversorgung mit Nährstoffen und Eiweiß deutlich erhöht ist.
Viele halten eine der oben genannten Operationen für den vermeintlich „einfachen Weg“ das Gewicht und damit die Gesundheit und Mobilität zu verbessern. Dabei wird oft vergessen, dass jede Operation eine lebenslange Nachsorge erfordert und ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Dies gilt insbesondere bei der so genannten Supplementierung (Versorgung des Körpers mit Vitaminen, Mineralien und Mikronährstoffen). Auch sollte zeitnah auf Komplikationen, wie Reflux-Beschwerden oder das Auftreten des so genannten „Dumping Syndroms" reagiert werden.

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Medikamentöse Therapie
Schon seit Jahrzehnten wird versucht, mit Medikamenten das Körpergewicht zu beeinflussen. Viele dieser Präparate hatten fatale Nebenwirkungen.
Gerade die so genannten Appetitzügler hatten für Patienten manchmal sogar tödliche Folgen. Heute gibt es Medikamente, die sowohl die Fettverwertung verringern, als auch so genannte Insulin-Präparate, die den Stoffwechsel aktivieren und das Appetitempfinden reduzieren sollen. Gerade bei der so genannten Insulintherapie warten wir noch auf aussagefähige Studien, die den nachhaltigen therapeutischen Erfolg nachweisen.

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Multimodale Therapie (MMK)
Darunter verstehen Experten das Zusammenspiel der unterschiedlichen Therapieformen. Denn meist ist die sinnvollste Therapiestrategie eine Kombination aus unterschiedlichen Therapiemodulen.
Dies betrifft sowohl das Zusammenspiel zwischen den hier genannten konservativen Therapiebausteinen wie auch die Kombination aus konservativer und chirurgischer Therapie. Auch die Krankenkassen fordern häufig vor der Kostenübernahme eines bariatrischen Eingriffs den Nachweis des Patienten, dass er durch eine konservative multimodale Therapie versucht hat, das Körpergewicht deutlich und nachhaltig zu verringern.